Eifersucht unter Geschwistern

Eifersucht unter Geschwistern – das können Eltern in der Erziehung beachten

Eifersucht ist etwas ganz Natürliches. Überall, wo mehrere Menschen zusammenkommen und Emotionen im Spiel sind, kann es zu Vergleichen und Gefühlen von Gunst und Missgunst kommen. Als Erwachsene wissen wir das natürlich sehr gut – und haben bestenfalls gelernt, mit diesen Gefühlen konstruktiv umzugehen. Für Kinder ist das hingegen deutlich schwieriger, weshalb den Großen hier viel Verantwortung zukommt. Eifersucht unter Geschwistern – das können Eltern in der Erziehung beachten.

Spätestens wenn unserer Kleinen häufiger in Gruppen mit anderen Kindern aktiv sind, beginnen sie auch, Unterschiede zwischen sich und dem Gegenüber zu erkennen. Das ist ein wichtiger Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung, die Einfluss auf das eigene Selbstbewusstsein hat, das wiederum ein Leben lang prägend ist. Wie können Eltern vermeiden, dass Kinder unzufrieden mit sich selbst sind oder zu stark auf andere achten?

Eifersucht unter Geschwistern – Einfluss der Eltern

Grundsätzlich ist zu bedenken, dass Eltern massiven Einfluss darauf haben, wie Kinder sich selbst einschätzen und bewerten. Eltern können aktiv Eifersucht und ähnliche Gefühle fördern, ohne dass sie es im Alltag bemerken. Das kann auch mit der eigenen Erziehung zu tun haben.

Gerade Erwachsene, die in der eigenen Kindheit ständig mit Konkurrenz konfrontiert waren und mit starker Bevorzugung oder Ablehnung zu tun hatten, können dazu neigen, als Eltern die eigenen Kinder auf ähnliche Weise zu beeinflussen. Wie lässt sich das vermeiden?

Wie lässt sich Eifersucht unter Geschwistern vermeiden?

Ob bei Zwillingen oder Geschwistern unterschiedlichen Alters – es kommt irgendwann immer zu Formen von Eifersucht in einer Familie. Kinder vergleichen sich mit den Geschwistern und Geschwister merken natürlich, wenn sie etwas besser können als andere – oder aufgrund des Alters einfach noch gar nicht schaffen.

An dieser Stelle ist es deshalb extrem wichtig, dass Eltern ein liebevolles Auge auf die seelische Gesundheit der Kleinen haben. Das heißt nicht, dass ständig reglementiert werden muss oder jede Form von Konkurrenz verboten werden soll. Das wäre auch keine gute Vorbereitung auf das spätere Leben.

Eltern können aber mit einigen gezielten Schritten dazu beitragen, dass Kids mit sich selbst im Reinen sind und sich stärker mit ihren Stärken beschäftigen. Das ist natürlich besser, als ständig traurig darüber zu grübeln, warum man etwas noch nicht kann oder andere in etwas besser sind.

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Was tun bei Eifersucht unter Geschwistern?

Elternberatungen und Erziehungswissenschaftler:innen geben folgende und ähnliche Tipps, um ungesunde Eifersucht unter Geschwistern zu vermeiden oder zu reduzieren. Wir versuchen bei der Erziehung unserer drei Töchter im Alltag auch darauf zu achten.

Betonung von Individualität

Generell ist jeder Mensch verschieden. Das sollte man auch Kinder frühzeitig vermitteln. Wir sind alle anders und haben unterschiedliche Interessen, Fähigkeiten und Talente. Das ist gut so und sollte gefördert werden.

Entsprechend ist es wichtig, Kindern verstehen zu geben, dass sie ihren eigenen Interessen folgen sollen. Mit Freude und Leidenschaft lässt sich bekanntlich besser leben und lernen als unter ständigem Konkurrenzdruck.

Vermeidung von Vergleichen

„Selbst deine kleine Schwester kann das schon!“, „Deine Mitschüler haben damit doch auch kein Problem…“ – solche Aussagen helfen kaum weiter bzw. bezwecken das Gegenteil. Gerade unter Geschwistern unterschiedlichen Alters sind direkte Vergleiche selten hilfreich.

Besser ist es, mit Blick auf die individuellen Fähigkeiten zu betonen, dass jemand etwas schaffen kann bzw. schon tolle Fortschritte erzielt hat, wie z.B.: „Klasse, was du in der letzten Zeit alles gelernt hast“ oder „Probiere es einfach noch einmal, du bist doch schon so super gestartet.“

Zeit mit jedem Kind

Gerade kleine Kinder verstehen noch nicht, wenn man ihnen erklären möchte, warum man auf diese oder jene Weise handelt. Sie wissen es aber sehr zu schätzen, wenn wir Eltern uns Zeit mit ihnen nehmen und auf sie eingehen. Viel Zeit mit Kindern ist die beste Medizin gegen ungute Gefühle.

In Familien mit mehreren Geschwistern ist es dabei wichtig, dass jedem Kind ausreichend Zeit gewidmet wird. Dabei ist es egal, ob es zwei oder fünf Kinder sind. Wenngleich bei Großfamilien natürlich das Zeitmanagement deutlich herausfordernder sein kann. Jedenfalls haben alle Kinder etwas Special-Time verdient.

Gerechtigkeit

Bereits im Alter von drei Jahren haben die meisten Kinder einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Und viele Kindern fordern auch schon sehr früh ein, fair und gerecht behandelt zu werden. Sie merken – bewusst oder unbewusst – ob ein anderes Kind bevorzugt behandelt wird.

Als Eltern sollten wir immer darauf achten, dass sich kein Kind zurückgesetzt fühlt. Natürlich gibt es Zeiten, in denen wir uns intensiver mit einem anderen Kind befassen müssen, weil es gerade in Not ist oder etwas Tolles geschafft hat.

Langfristig sollte sich unsere Aufmerksamkeit und Zuneigung jedoch gleichmäßig auf die Kinder verteilen. Das merken Kids auch und werden entsprechend reagieren. Hier kommt dann auch der Kommunikation eine wichtige Rolle zu.

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Regelmäßige Kommunikation

Kommunikation ist der Schlüssel, damit wir als Familie gut füreinander sein können. In Bezug auf Eifersucht ist es wichtig, dass gerade ältere Kinder ihre Gefühle offen äußern können und wir uns Zeit nehmen, ihnen zuzuhören, wenn sie sich zurückgesetzt fühlen oder mit etwas überfordert sind.

Wir Eltern sollten auch gut begründen, wenn bzw. warum erst einmal das Geschwisterkind an der Reihe ist. Schon Zweijährige zeigen dann erstes Verständnis für etwas Wartezeit. Sie sind dankbar, wenn man sich die Zeit nimmt, die Logik hinter einer Reihenfolge oder Regelung einfach zu erklären.

Nicht zuletzt sollten wir eine gesunde Kommunikation unter den Geschwistern fördern. Will sich ein Kind ständig gegenüber einem anderen beweisen? Dann liegt es eventuell daran, dass es nicht ausreichend gefördert oder gelobt wird. Je nach Alter kann man hier liebevoll in den Dialog gehen.

Lob und Dankbarkeit

Aus dem Vergleichen wächst häufig ein Kompliment oder auch Kritik. Wir sollten allen Kindern das Gefühl vermitteln, dass sie individuelle Fähigkeiten haben, und sie dazu ermutigen, diese selbst zu erkennen.

Beim Loben empfiehlt es sich, konkrete Fähigkeiten oder Aktivitäten anzusprechen, weil Kinder das besser verstehen können. Persönliche und nachvollziehbare Aussagen, wie „Ich freue mich sehr, dass du dich so lieb um deinen kleinen Bruder kümmerst“ sind leichter verständlich als Aussagen wie: „Du bist aber eine liebe Schwester“.

Auch macht es Sinn, Kinder darin zu bekräftigen, dass sie mit sich selbst zufrieden sind, und eher darauf achten, was bereits gut klappt, um über Fortschritte einen gesunden Ehrgeiz zu fördern. Dazu gehört es ebenso, dankbar zu sein, wenn jemand einen Versuch gestartet hat, selbst wenn der noch nicht erfolgreich war.

Geschwister als Team

Ein starkes Gemeinschaftsgefühl in der Familie stärkt auch jede:n Einzelne:n. Zum einen ist es wichtig, dass wir als Familie einen verstärkten Zusammenhalt entwickeln. Mindestens genauso wichtig ist es, dass Geschwister untereinander zusammenhalten.

Hier sollten sich Eltern auch öfter mal zurücknehmen, damit die Geschwister etwas (friedlich) untereinander regeln und lösen können. Es liegt in der Natur der Lebensdauer, dass sich Geschwister weitaus länger aufeinander verlassen können oder müssen, als sie dies mit den eigenen Eltern der Fall ist.

Eltern, die darauf achten, dass ihre Kinder ein gutes Verhältnis zueinander aufbauen, stellen auch sicher, dass sie einander haben werden, wenn man als Eltern irgendwann nicht mehr helfen kann.

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Eifersucht unter Geschwistern – kleiner Einsatz, große Wirkung

Eifersucht unter Geschwistern kann relativ leicht vermieden oder reduziert werden. Das gelingt, indem wir als Eltern von Anfang an darauf achten, dass kein Kind zu kurz kommt oder sich zurückgesetzt fühlt. Die Betonung von Individualität, die Vermeidung von Vergleichen und die gerechte Verteilung von Zeit und Aufmerksamkeit sind hier essenziell.

Es ist häufig kaum zusätzlicher Aufwand nötig, um auch dem Geschwisterkind oder mehreren Geschwistern ein gutes Gefühl zu vermitteln. Oft reicht schon ein Lächeln, ein nettes Wort oder eine kleine gemeinsame Aktivität. Die Wirkung ist aber auch auf lange Sicht nicht zu unterschätzen.

Wenn wir in den ersten gemeinsamen Lebensjahren der Geschwister verstärkt darauf achten, dass sich alle wohl- und geliebt fühlen, entwickelt sich in der Regel eine eigene Dynamik. Geschwister können so zu treuen Gefährten werden, die ein Leben lang füreinander da sind. Dann haben wir Eltern alles richtig gemacht – auch wenn wir irgendwann nicht mehr da sind.

Wie geht ihr mit Eifersucht unter Geschwistern um? Wie waren eure Erfahrungen, als ihr noch Kinder wart? Habt ihr besondere Empfehlungen, damit Brüder und Schwestern ein gutes Verhältnis untereinander entwickeln? Wir freuen uns über Kommentare. 

Artikelbild: Unplash / Annie Spratt

 

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Eine Antwort

  1. Wir haben Zwillingen im Alter von drei Jahren und achten sehr darauf dass wir auch immer Mal Zeit zu zweit haben – also Mama mit einem und Papa mit dem anderen und dann mal wechseln. Die Zeit mit allen kann noch so schön sein, jedes Kind möchte aber auchmal nur für sich und mit den Eltern sein. Das ist besonders bei Zwillingen wichtig habe ich gelesen.

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Die Autoren

Jonny

Jonny ist in einer Familie mit fünf Kindern großgeworden und heute selbst dreifacher Vater. Er bloggt auf moderne-familie.de am liebsten über das Vatersein, Familienreisen, leckeres und gesundes Essen – und über das Image von Familie in Medien und Gesellschaft.

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