Geschlechtersensible Sprichwörter für starke Mädchen

Selbst ist die Frau! Geschlechtersensible Sprichwörter für starke Mädchen

Wir benötigen dringend mehr Frauen in Führungspositionen. Das gilt nicht nur, aber besonders für Deutschland. Wie können wir schon in der Erziehung das Selbstbewusstsein bei Mädchen stärken? Wir müssen endlich die veralteten Rollenbilder und unterbewusste Diskriminierung überwinden. Ein Bereich, in dem das dringend nötig ist, sind deutsche Sprichwörter und Redewendungen, die Männer feiern und Frauen ignorieren. Selbst ist die Frau! Geschlechtersensible Sprichwörter für starke Mädchen.

Wie schon häufiger auf diesem Blog beschrieben, benötigen wir mehr Frauen in Entscheidungspositionen – und entsprechend mehr weiblichen Nachwuchs, der selbstbewusst in diese Richtung gehen möchte. Mittlerweile gibt es viele sinnvolle Initiativen, um Mädchen und jungen Frauen verschiedene Karrierewege aufzuzeigen. Auch wird ihnen an mehr und mehr Stellen Mut gemacht, sich in Männerdomänen durchzusetzen. Doch speziell im sprachlichen Alltag sind noch alte Klischees, die Mädchen und Frauen ausschließen, stark verbreitet.

Geschlechtersensible Sprache und Gendern für Gleichberechtigung

Es lässt sich stilistisch darüber streiten, wann und wie genau welche Wörter gegendert werden sollten. Ja, es mag unschön sein, ständig mit der/die zu schreiben, und Begriffe wie „Mitarbeitende“ sind sprachlich vielleicht nicht die perfekte Lösung. Auf moderne-familie.de nutzen wir z.B. den Doppelpunkt zum Gendern, was eigentlich gut funktioniert. Es soll im Folgenden aber nicht um die linguistischen Feinheiten des Genderns gehen.

Vielmehr geht es darum, dass wir mit den veralteten Sprachgewohnheiten keine moderne Gesellschaft formen werden. Dabei liegt es auf der Hand, dass wir mit einer Sprache, die ständig von „man“ und „der“ spricht, nicht viel für die Gleichberechtigung tun. Ganz im Gegenteil fördern wir alte Rollenmuster, die jungen Frauen wenig Mut machen dürften. Das gilt insbesondere für den Bereich der Sprichwörter und Redewendungen, die uns jeden Tag begleiten und schon ab jungen Jahren unbewusst prägen.

Übung macht die Meisterin? Geringer Frauenanteil in vielen Berufen

Wir sind doch schon lange nicht mehr im Mittelalter? Wenn es um gleiche Rechte für Frauen (im Beruf) geht, stimmt das leider nicht. Bis 1977 (!) galt in Deutschland z.B. noch ein Gesetz aus dem Jahr 1900, das die Aufgaben zwischen Ehefrau und -mann regelte. Demnach galt ein Einverdiener-Modell, in dem die Frau für Haushalt und Erziehung zuständig war. Der Mann hingegen verantwortete den finanziellen Unterhalt der Familie – und konnte sich beruflich viel eher verwirklichen. Tatsächlich durfte die Ehefrau nur arbeiten, wenn das mit den Pflichten in Ehe und Familie zu vereinbaren war.

Bis heute werden in Deutschland viele Berufsfelder und Branchen von Männern beherrscht. Die Männerdominanz in Führungspositionen ist nur ein Beispiel, das wir kaum in den Griff bekommen. Die Medizin ist immerhin eines der Felder, wo sich inzwischen sehr viele Frauen als Ärztinnen erfolgreich behaupten. Im Handwerk ist der Frauenanteil nach wie vor gering, wenngleich die Entwicklung eine positive Tendenz vorweist. Beim Blick auf den wichtigen Meistertitel fällt auch sprachlich gleich auf, dass hier zumindest historisch die Männer das Sagen hatten, was bis heute nachwirkt. In 2019 wurde nur knapp jede fünfte erfolgreiche Meisterprüfung 2019 von einer Frau absolviert. Wir brauchen also auch hier definitiv mehr Meisterinnen. Und sollten sie so nennen!

Übung macht die Meisterin – geschlechtersensible Sprache fördern

In vielen wissenschaftlichen Texten wird heutzutage anfangs geschrieben, dass nachfolgend zwar die männliche Form verwendet wird, damit aber keine:r ausgegrenzt werden soll. Das hat die Leserschaft vermutlich nach zwei Seiten vergessen und es ist doch wieder nur von Männern die Rede. In Stellenausschreibungen wird mittlerweile meist mit dem Kürzel m/w/d inklusiver formuliert. Jedoch ist das nur ein kleiner Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung in der Berufswelt. Tatsächlich werden im Jahr 2022 noch immer viele Frauen schlechter bezahlt als Männer in vergleichbarer Funktion.

Wie schaffen wir es, dass mehr Meisterinnen und Chefinnen nachrücken? Wir haben uns einige verbreitete Sprichwörter und Redewendungen angeschaut, in denen nach wie vor Männer im Vordergrund stehen – und weibliche Alternativen dazu formuliert. Die männliche Version dürfte allen bekannt sein, weshalb wir hier nur die Varianten für Mädchen und Frauen anführen.

Geschlechtersensible Sprichwörter – Frauen und Expertise

Besonders bei professionellem Wissen ist die Männerdominanz in Sprichwörtern sehr auffällig. Das liegt fraglos daran, dass Mädchen und Frauen viel zu lange daran gehindert wurden, in Schulen, Kirchen, Akademien, Universitäten etc. eigene Expertise aufzubauen. Während sich Männer mit Bildung und Titeln schmücken durften. Daher empfehlen wir hier diese alternativen Redewendungen für starke Mädchen im alltäglichen Sprachgebrauch:

  • Übung macht die Meisterin.
  • Es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen.
  • Soll das Werk die Meisterin loben.

Geschlechtersensible Sprichwörter – Frauen und Branchen

Auch für bestimmte Branchen gibt es Redewendungen und Weisheiten, die sich fast ausschließlich um Männer als Kenner drehen. Was ist aber mit den Frauen? Sie können mit folgenden Sprüchen hervorgehoben werden:

  • Die Zeit ist die beste Ärztin.
  • Schusterin, bleib bei deinem Leisten.
  • …bis die Ärztin kommt.

Geschlechtersensible Sprichwörter – Erfolg und Werte

Noch stärker fällt die Diskriminierung von Frauen in Sprichwörtern über Erfolg und Werte auf. Und hier muss man sich fast blöd vorkommen, wenn man sie an eine Frau richtet oder damit über Frauen spricht. Soll eine Frau z.B. wirklich „ein gemachter Mann“ sein? Oder ein „Mann der Tat“ werden? Stattdessen bieten sich diese Alternativen an:

  • Eine Frau von Welt sein
  • Ihre Frau stehen
  • Eine Frau, ein Wort
  • Selbst ist die Frau
  • Eine Frau der Tat sein

Geschlechtersensible Sprichwörter und Sprache für starke Mädchen – Fazit

Diese Beispiele sollten zum einen die Männerdominanz in deutschen Sprichwörtern und Alltagsweisheiten bestätigt haben. Zum anderen konnten wir hoffentlich zeigen, dass es ganz leicht ist, eine weibliche Version zu ergänzen. Uns geht es nicht darum, dass jetzt jedes Sprichwort angepasst werden muss oder nur noch weibliche Versionen genutzt werden dürfen. Wenn wir aber mit unseren Töchtern sprechen, verwenden wir ganz bewusst Redewendungen wie „Übung macht die Meisterin“ – weil unsere Mädels eben nur solche werden können.

Darüber hinaus macht es natürlich Sinn, auch ohne direkte Anrede von Mädchen oder Frauen, mehr weibliche Sprichwort-Varianten zu nutzen. Damit erreichen wir ein stärkeres Bewusstsein für unterschwellige Diskriminierung in der Sprache, die ein gleichberechtigtes Miteinander verhindert. Und damit können wir hoffentlich mehr Mädchen und Frauen ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen, selbst wenn der bisher nur Männern vorbehalten war.

Wie ist eure Meinung zu geschlechtersensibler Sprache in der Erziehung und im Alltag? Achtet ihr darauf? Findet ihr die Diskussion übertrieben? Habt ihr eigene Erfahrungswerte oder Tipps zu inklusiver Sprache? Wir freuen uns über Kommentare. 

Artikelbild: Unsplash / Mapbox

 

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Die Autoren

Imke und Jonny

Imke und Jonny sind Eltern von drei Kindern und bloggen auf moderne-familie.de über ihren Lebens- und Familienalltag – von gesundem Essen über Familienreisen bis zu Erziehungsfragen. Außerdem befassen sie sich in Interviews und Fachbeiträgen mit Familienkonzepten im Wandel.

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