Kinderfotos im Netz hochladen - was zu bedenken ist

Baby- und Kinderfotos im Netz hochladen – was aus Elternsicht zu bedenken ist

Viele Eltern kennen das – ein wunderbarer Moment mit den Kindern soll per Foto festgehalten werden. Und natürlich möchten wir häufig schöne Bilder mit anderen teilen – zum Beispiel mit Freunden, die auch Kinder haben. Oder mit der Großfamilie, die gerade nicht dabei sein kann. Was ist aber moralisch zu beachten, wenn wir Bilder von Kinderfotos im Netz hochladen?

Wir haben uns ein paar Gedanken über Baby- und Kinderfotos im Netz gemacht und freuen uns im Anschluss sehr über eure Ideen dazu. Was ist heutzutage vom ständigen Teilen der Familienbilder zu halten? Dafür gibt es übrigens schon einen Namen. Es wird auch Sharenting genannt und kommt offensichtlich aus dem Englischen („sharing parenting“ – also wörtlich das „Elternschaft teilen“).

In den letzten Jahren wurden Kinderfotos im Netz immer häufiger thematisiert. Die Zeiten, in denen wir peinliche Bilder auf Facebook und Co. geteilt wurden, die dann in Bewerbungsgesprächen für Ärger sorgten, sind glücklicherweise größtenteils vorbei.

Verschiedene Initiativen haben zugleich darauf hingewiesen, dass bei Kinderfotos noch kein so starkes Umdenken stattgefunden hat. So werden auch in größeren Foren oder Gruppen zahlreiche Baby- und Kinderfotos geteilt. Gerade bei diesen (teil-)öffentlichen Plattformen ist die Gefahr groß, dass die Kontrolle über die Bilder verloren geht.

Rechtliche und kriminelle Faktoren bei Baby- und Kinderfotos im Netz

Wie in diesem spannenden Artikel diskutiert wird, haben Babys und kleine Kinder kaum rechtliche Möglichkeiten, das Hochladen ihrer Bilder zu verhindern. Entweder sie sind einfach zu klein und bekommen sowieso nichts davon mit. Oder sie sind noch zu jung, um überhaupt zu verstehen, was bei so einem Verbreiten von Fotos passiert.

Erst ab dem 14. oder 18. Geburtstag können sie auf rechtlicher Grundlage Einspruch gegen die Verbreitung von Bildern erheben. Dann ist es häufig schon zu spät, wenn die teilfreudigen Eltern seit zig Jahren Fotos hochgeladen haben.

Doku verweist auf schlimme Verhaltensweisen

Ein riesiges Problem ist das, was mit Baby- und Kinderfotos im Netz ohne das Wissen der Gezeigten passiert. Wie Dokus wie beispielweise „Kinderfotos im Netz: gepostet, geklaut, missbraucht“ (ARD) zeigen, landen Kinderfotos nicht selten auf ausländischen Pornoseiten.

Alleine diese Gefahr ist ein guter Grund, sehr vorsichtig bei der Verbreitung von Bildern zu sein. Das gilt besonders für Fotos, die in irgendeiner Form missbräuchlich genutzt und verbreitet werden können. Sich darüber Gedanken zu machen, ist zwar sehr bedrückend – aber wichtig. Nicht umsonst warnt die Polizei davor, unbedacht Kinderbilder auf Facebook zu posten:

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Moralische Überlegungen zu Baby- und Kinderfotos im Netz

Wir möchten hier nun einige moralische Überlegungen anstellen, die das Hochladen von Baby- und Kinderfotos im Netz angeht. Verschiedene Ansätze können dabei helfen, eine richtige Entscheidung beim Umgang mit Fotos der Familie zu treffen.

Was du nicht willst…

Mit der einfachen Regel, andere so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchte, können wir bekanntlich ein gutes Miteinander schon deutlich einfacher gestalten. Auch beim Teilen von Bildern kann dieser Grundsatz helfen.

Erinnert sich jemand an Familientreffen in den 1980ern und 1990ern? Da haben wir oder unsere Eltern noch ausgedruckte Fotos der Kinder gezeigt. Manchmal war es einem ziemlich peinlich, welche Bilder Mutti oder Omi aus ihrem Portemonnaie oder Album der Kaffeerunde präsentierte, oder?

In (teil-)öffentlichen Foren oder Gruppen ist dieser Effekt noch extremer. Und es besteht eben auch die Gefahr, dass jemand Bilder mit böser Absicht weiterleitet, bearbeitet etc. Vielleicht sollten wir uns vorm Hochladen also fragen, ob unser Kind (in ein paar Jahren) begeistert davon wäre, dass wir (fremden) Menschen persönliche Bilder von uns gezeigt haben:

 

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Muss alles mit allen geteilt werden?

Sicher ist es klug zu überlegen, wer wirklich das richtige Publikum ist. Ein kleiner Familienkreis in einer WhatsApp-Gruppe ist etwas anderes als das ganze Profil auf Facebook oder Instagram. Und selbst in Profilen kann man mittlerweile gut einstellen, wer etwas sehen soll.

Teilweise werden auch Kinderbilder als Profilbild der Eltern auf WhatsApp genutzt. Hier ist ebenfalls die Frage, ob die gesamte Adressliste für das Teilen von Familienbildern geeignet ist. Das können und müssen alle Eltern letztlich für sich entscheiden.

Dass große Foren oder sogar komplett öffentliche Plattformen besonders schwierig sind, muss hier nicht betont werden. Diese Medien können fast mit einer Zeitung verglichen werden. Und möchten wir wirklich, dass jemand unsere Familienbilder darin veröffentlicht?

Was wäre wenn…

Ein kleines Gedankenexperiment kann dabei helfen, die Sinnhaftigkeit veröffentlichter Bilder besser einzuschätzen. Wir wollten als Kinder vielleicht Astronaut:innen, Ärzt:innen oder Kindergärtner:innen werden.

Es ist aber durchaus möglich, dass unsere Kids später in der Öffentlichkeit stehen. Vielleicht wird die Tochter eines Tages die nächste Bundeskanzlerin, der Sohn Bundespräsident?! Obwohl der Datenschutz aktuell etwas strenger wird, ist es möglich, dass auch in vielen Jahren noch bestimmte Bilder über das Netz auffindbar sind.

Als Bundeskanzer:in kann es zwar süß sein, eigene Kinderfotos zu zeigen. Aber es sollte doch der Amtsinhaberin selbst überlassen sein, welche (frühen) Bilder sie mit der Öffentlichkeit teilt, oder?

Selbst wenn es nicht bis an die Regierungsspitze und in die Öffentlichkeit geht, können Bilder dazu genutzt werden, um die später Jugendlichen oder Erwachsene bloßzustellen oder zu beleidigen.

Baby- und Kinderfotos im Netz – eure Meinung?

Das war es also mit unseren Überlegungen. Vielleicht kam hier schon zwischen den Zeilen durch, dass wir Baby- und Kinderfotos im Netz eher kritisch gegenüberstehen. Wir gehören damit vermutlich zu der eher konservativen Fraktion an, möchten aber niemandem etwas vorschreiben.

Wir können natürlich auch total gut verstehen, dass Eltern ihr junges Glück mit der ganzen Welt teilen möchten. Hoffentlich wird das Internet in den nächsten Jahren immer sicherer, sodass der Missbrauch von Bildern eines Tages kein Thema mehr ist.

Wie ist eure Haltung gegenüber Baby- und Kinderfotos im Netz? Seid Ihr eher offen? Oder macht ihr euch auch viele oder ganz andere Gedanken?

Artikelbild: Marisa Howenstine / Unsplash

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Die Autoren

Imke und Jonny

Imke und Jonny sind Eltern von drei Kindern und bloggen auf moderne-familie.de über ihren Lebens- und Familienalltag – von gesundem Essen über Familienreisen bis zu Erziehungsfragen. Außerdem befassen sie sich in Interviews und Fachbeiträgen mit Familienkonzepten im Wandel.

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