Vaterschaftsanerkennung

Vaterschaftsanerkennung 2022 – Unterlagen, Voraussetzungen und Zeitpunkt

Wenn ein verheiratetes Paar in Deutschland ein Kind bekommt, wird der Ehemann normalerweise per Gesetz zum Vater erklärt. In anderen Fällen gibt es aber vorläufig keinen rechtlichen Vater. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Mutter nicht verheiratet ist oder die Ehe bereits geschieden wurde. Damit der Vater des Kindes auch rechtlicher Vater werden kann, muss er in dieser Situation erst seine Vaterschaft anerkennen lassen. Vaterschaftsanerkennung 2022 – Unterlagen, Voraussetzungen und Zeitpunkt.

Wenn in Deutschland keine sogenannte gesetzliche Vaterschaftsvermutung vorliegt, hat ein Neugeborenes erst einmal keinen Vater im rechtlichen Sinne. Dies gilt auch dann, wenn zum Geburtszeitpunkt der Vater schon länger als 300 Tage verstorben ist. Außerdem ist es der Fall, wenn die bisherige Vaterschaft durch eine Vaterschaftsanfechtung vor einem Gericht aufgehoben wurde – das Kind also keinen rechtlichen Vater mehr hat.

Warum sollte man eine Vaterschaftsanerkennung machen?

Sollte es in der heutigen Zeit nicht vor allem darum gehen, dass sich ein oder zwei Eltern liebevoll um das Kind kümmern? Warum müssen wir denn immer alles und jedes beantragen und gestatten lassen?

Eine Vaterschaftsanerkennung hat nicht nur Einfluss auf die Eltern, sondern kann auch für ein Kind wichtig sein. Das Verfahren ist nicht allzu kompliziert, es müssen aber einige Punkte beachtet werden.

Vaterschaftsanerkennung und Unterhaltsfragen

Ein Kind hat ein Recht, Informationen über die eigene Abstammung zu erhalten. Deshalb ist die Feststellung der Vaterschaft in der heutigen Gesellschaft immer noch sehr wichtig.

Dabei geht zudem um die Klärung von Unterhaltsfragen, die bekanntlich eine große Rolle spielen. Nicht zuletzt wird der rechtliche Vater auch in die Geburtsurkunde des Kindes eingetragen.

Warum Vaterschaft vor Geburt anerkennen?

Falls eine Frau schwanger ist und eine der oben beschriebenen Situationen zutrifft, empfiehlt sich die Vaterschaftsanerkennung noch vor der Geburt. Denn dann wird der Vater direkt in die Geburtsurkunde eingetragen.

Ansonsten ist später noch ein Gang zur Behörde notwendig. Wenn eine Mutter den biologischen Vater des Kindes bei der Geburt nicht angibt, hat sie übrigens kein Recht auf Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt.

Muss der rechtliche Vater auch der biologische Vater sein?

Für die Vaterschaftsanerkennung spielt es keine Rolle, ob es sich bei dieser Person auch um den biologischen Vater handelt. Selbst wenn es sich nicht um den biologischen Erzeuger des Kindes handelt, kann jemand die Verantwortung als der rechtliche Vater übernehmen.

Es wird hier häufig von der Rolle des sozialen Vaters gesprochen, der im weiteren Verlauf die Rolle des biologischen Vaters übernimmt, der sich nicht um das Kind kümmern kann oder will. Das ist zum Beispiel auch besonders für Patchwork-Familien relevant.

Wann kann man eine Vaterschaft anerkennen?

Grundsätzlich kann man ab der Schwangerschaft eine Vaterschaftsanerkennung durchführen, sie ist aber auch zu einem späteren Zeitpunkt problemlos möglich.

Aus Sicht des Vaters handelt es sich um eine freiwillige Willensbekundung – niemand kann jemanden dazu zwingen. Doch nicht nur die Meinung des möglichen Vaters ist wichtig.

Mutter muss Vaterschaftsanerkennung zustimmen

Natürlich kann niemand einfach so die Vaterschaft beanspruchen. Für die Anerkennung sind die Zustimmung von Vater und Mutter notwendig.

Umgekehrt kann sowohl die Mutter als auch der vermeintliche Vater des Kindes die Vaterschaftsanerkennung ablehnen.

Unterschied von Anerkennung und Vaterschaftsfeststellung

Anders als bei der freiwilligen Vaterschaftsanerkennung kann bei einer sogenannten Vaterschaftsfeststellung Zwang ausgeübt werden.

Falls eine Mutter eine Vaterschaftsfeststellung vor Gericht fordert, kann es also sein, dass der Vater eines Kindes einen Vaterschaftstest machen muss.

Ist Vaterschaftsanerkennung gleich Sorgerecht?

Auch eine wichtige Fragestellung im Zusammenhang mit der Vaterschaftsanerkennung betrifft das Sorgerecht für ein Kind. Regelt ihr mit der Vaterschaftsanerkennung gleich das Sorgerecht mit?

Nein! Eine Anerkennung der Vaterschaft bedeutet nicht, dass dadurch das Sorgerecht auf den Vater übertragen oder mit ihm geteilt wird. Hierfür sind weitere Schritte notwendig.

Sorgerecht erfordert Sorgerechtserklärung

Wenn die Eltern nicht verheiratet sind, dann hat in Deutschland vorerst nur die Mutter das elterliche Sorgerecht. Falls die Eltern sich gemeinsam um das Kind kümmern möchten, dann müssen sie eine gemeinsame Sorgerechtserklärung abgeben. Das geht zum Beispiele bei einem Notar oder der Jugendamt – auch hier sogar schon vor der Geburt.

 

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Wie geht das mit der Vaterschaftsanerkennung?

Bezüglich der notwendigen Behördengänge gibt es ebenfalls Unterschiede zwischen Vaterschaftsanerkennung und Sorgerechtserklärung. Während die Abgabe der Anerkennung in der Regel im Standesamt, Jugend- und Sozialamt oder bei Notaren möglich ist, kann die Sorgerechtserklärung nicht im Standesamt durchgeführt werden.

Wie läuft eine Vaterschaftsanerkennung ab?

Wie schon erwähnt, ist es ganz wichtig, dass eine Vaterschaftsanerkennung freiwillig abläuft. Zudem muss sie in öffentlicher Form beurkundet werden.

Daher ist auch der Gang zum Jugendamt, Amtsgericht oder Notar nötig. Und zwar müssen Mutter und anerkennender Vater dort vorstellig werden.

Voraussetzungen, um die Vaterschaft anzuerkennen

Der Anerkennende muss voll geschäftsfähig sein. Die unbeschränkte oder volle Geschäftsfähigkeit erreicht man in Deutschland mit 18 Jahren.

Ist der Anerkennende minderjährig, ist die Zustimmung der Sorgeberechtigten notwendig. Wie oben beschrieben, muss nach deutschem Recht die Kindesmutter zustimmen.

Unterlagen für die Vaterschaftsanerkennung

Folgende Unterlagen sind für die Vaterschaftsanerkennung notwendig, wobei sich je nach Stadt Unterschiede ergeben können. Diese solltet ihr vorab immer auf der jeweiligen Webseite eingesehen werden oder telefonisch erfragt werden.

  • Mutterpass
  • Geburtsurkunde(n)
  • Gültiger Personalausweis
  • Gültiger Reisepass oder ggf. Aufenthaltstitel
  • Scheidungsbeschluss (bei geschiedener Kindesmutter)
  • Rechtskräftiger Scheidungsbeschluss im Original (bei Scheidung)
  • Bei verwitweter Mutter: Sterbeurkunde des Ehemannes
  • Bei mangelnden Deutschkenntnissen: Dolmetscherin
  • Übersetzung ausländischer Urkunden

Muster oder Vorlage für Vaterschaftsanerkennung

Einen Musterantrag oder Ähnliches gibt es für die Vaterschaftsanerkennung nicht. Es reicht nie aus, nur einen Antrag auszufüllen, um sich den Gang zum Amt zu ersparen.

Es ist immer die persönliche Vorstellung notwendig, damit die Vaterschaftsanerkennung offiziell anerkannt wird.

Rechte und Pflichten durch Vaterschaftsanerkennung

Welche Rechte bzw. Pflichten entstehen durch die Vaterschaftsanerkennung? Erkennt ein Mann die Vaterschaft für ein Kind zusammen mit der Mutter an, dann ist der Vater gegenüber dem Kind unterhaltspflichtig.

Außerdem kommt zu einem Anspruch auf Mitversicherung in der Familienversicherung. Nicht zuletzt muss das volljährige Kind auch für den Vater aufkommen, falls dies denn  irgendwann nötig wird.

Umgangsrecht, Erbansprüche und Waisenrente

Zudem beeinflusst die Vaterschaftsanerkennung gegebenenfalls die Unterhaltspflicht zwischen Mutter und Vater. Darüber hinaus kann der Vater Anspruch auf Umgangsrecht geltend machen und das Kind kann seinen Nachnamen tragen.

Falls der Vater verstirbt, können ferner Erbansprüche für das Kind entstehen und unter Umständen eine Waisenrente möglich werden. Die Rechte und Pflichten sind also durchaus umfangreich.

Vaterschaftsanerkennung verweigern oder zurückziehen

Was passiert, wenn man keine Vaterschaftsanerkennung macht? Wie bereits erklärt, ist eine Anerkennung der Vaterschaft eine freiwillige Willenserklärung, weshalb beide Elternteile sie immer auch verweigern können.

Falls der (vermutete) biologische Vater des Kindes die Vaterschaft nicht anerkennen will, kann die Mutter immerhin vor dem Familiengericht im Namen des Kindes Klage zur Erreichung der oben erwähnten Vaterschaftsfeststellung erheben.

Kann man die Vaterschaftsanerkennung zurückziehen?

Für den Anerkennenden ist es möglich, innerhalb eines Jahres nach der öffentlichen Beurkundung die Anerkennung zu widerrufen. Das geht aber nur dann, wenn bis dahin die notwendige Zustimmungserklärung der Mutter nicht vorliegt.

Bis zu zwei Jahre nach der Anerkennung ist dem Anerkennenden – bei Zweifeln an der leiblichen Vaterschaft – überdies noch möglich, die Vaterschaftsanerkennung vor einem Familiengericht anzufechten.

Vaterschaftsanerkennung – Fazit und Links

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei der Vaterschaftsanerkennung um einen bedeutenden Schritt handelt, der nicht zu unterschätzen ist. In der Regel ist es für eine Familie und besonders das Kind wichtig und richtig, dass die Frage der Vaterschaft geklärt wird.

Dass jemand – selbst ohne leibliche Vaterschaft – Verantwortung als Vaterfigur übernehmen möchte, ist in den meisten Fällen positiv zu bewerten und sollte unterstützt werden.

Aufgrund der weitreichenden Folgen solltet ihr die Anerkennung der Vaterschaft jedoch nie auf die leichte Schulter nehmen. Ihr solltet euch das Ganze gut überlegen und mit fachkundigen Dritten besprechen.

Weitere Informationen zur Vaterschaftsanerkennung

Trotz sorgfältiger Recherche können wir bei einem so komplexen Thema keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben übernehmen. Im Zweifelsfall nehmt bitte Kontakt zum entsprechenden Amt auf bzw. stimmt euch mit juristischen Fachleuten dazu ab. Weitere Infos zum Thema findet ihr auch über die folgenden Links.

  • https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/schwangerschaft-geburt/vaterschaftanerkennung
  • https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/vaterschaft-und-elternzeit-73810
  • https://www.juraforum.de/lexikon/vaterschaftsanerkennung

Vaterschaftsanerkennung in Berlin und Frankfurt

Am häufigsten wird im Internet übrigens nach einer Anerkennung der Vaterschaft in Frankfurt und Berlin gesucht. Deshalb nennen wir hier die zentralen Anlaufstellen in den beiden Städten:

  • https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/standesamt/vaterschaftsanerkennung
  • https://service.berlin.de/dienstleistung/318991/

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3 Antworten

  1. Ich bin den Schritt vor Jahren gegangen und habe ihn nie bereut. Man muss nicht blutsverwandt sein, um als Familie für einander da zu sein.

  2. Ich finde es super, wenn sich Menschen so füreinander einsetzen. Bio-Vater oder nicht – Hauptsache ist doch daß man sich gegenseitig liebt und unterstützt. Ich habe meinen leiblichen Vater nie kennengelernt. Mein Stiefvater war immer MEIN Vater. Nicht nur WIE mein Vater.

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Die Autoren

Jonny

Jonny ist in einer Familie mit fünf Kindern großgeworden und heute selbst dreifacher Vater. Er bloggt auf moderne-familie.de am liebsten über das Vatersein, Familienreisen, leckeres und gesundes Essen – und über das Image von Familie in Medien und Gesellschaft.

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