Selbstbewusstsein bei Mädchen stärken – frühe Erziehung, Ärzte und Gendern

Selbstbewusstsein bei Mädchen stärken – über frühe Erziehung, Ärzte und Gendern

Mal etwas provokativ formuliert, haben die Männer es in dieser Welt verbockt. Zumindest geht die Mehrzahl aller großen, menschgemachten Katastrophen der letzten Jahrtausende auf machthungrige, skrupellose oder einfach nur dumme Männer zurück. Glücklicherweise übernehmen immer mehr kluge Frauen das Zepter. Für die Zukunft sollten wir das Selbstbewusstsein bei Mädchen stärken – ein paar Ideen eines Vaters von drei Töchtern finden sich in diesem Artikel.

Zunächst rudere ich etwas zurück. Es gibt viele anständige Männer – nicht nur in Familien, sondern auch in der Politik. Aber die allermeisten großen Tyrannen der Geschichte waren nun einmal männlich. Und in letzter Zeit haben sich gerade einige Staatschefs (!) nicht mit Ruhm bekleckert.

Es ist also an der Zeit, dass mehr Frauen in entscheidende Positionen kommen. Nur ist gerade im wirtschaftlich weitentwickelten Deutschland noch immer viel zu tun in Sachen Gleichberichtigung. Die geht bekanntlich nicht erst in Chefetagen und Talkshows los.

Selbstbewusstsein bei Mädchen stärken – Überlegungen eines Vaters

Keine Sorge, wir gehen hier nicht auf die wichtigen, aber zerfahrenen Diskussionen über Frauenquote und Co. ein – ein spannender Beitrag für Interessierte findet sich hier. Im Folgenden möchte ich als Vater von drei Töchtern zwischen sechs Monaten und sechs Jahren (in 2021) ein paar Überlegungen anstellen.

Warum rosa Kleidchen und blaue Spielzeugautos nicht (nur) das Problem sind

Babys werden häufig schon ab Geburt in „traditionelle“ Mädchen- und Jungenfarben eingekleidet. Einige Krankenhäuser sind dazu übergegangen, eher neutrale Farben für beide bzw. alle Geschlechter anzubieten. Doch in Kinderzimmern sehen die Farben dann oft noch sehr konservativ aus – schlimm?

Ich finde es grundsätzlich sinnvoll, dass Jungen und Mädchen nicht von Anfang an die traditionellen Geschlechtermuster aufgedrängt werden. Aber man sollte ihnen vermutlich auch nicht neue Muster aufzwängen, nur weil das aktuell in der Gesellschaft thematisiert wird oder ein Trend ist.

Sollten wir Mädchen und Jungen nicht lieber verschiedene Farben und Spielzeuge anbieten, aus denen sie dann auswählen können? Am Ende lässt sich nie ganz vermeiden, dass sich Kinder an anderen Kindern oder an Eltern orientieren, die selbst bestimmte Rollenmuster fortsetzen.

Viele Mütter tragen eher traditionell weiblich zugeordnete Farben – und es sind doch häufig die Männer bzw. Väter, die an Motorrad, Auto, Fahrrad und Co. herumschrauben. Das ist nicht schlimm, darf sich aber gerne (weiter) ändern. In jedem Fall orientieren sich heutzutage kleine Kinder aber eben noch an den gegebenen Situationen.

Krankenschwestern, Ärzte und das Selbstbewusstsein bei Mädchen

Mir fällt immer häufiger auf, dass junge Mädchen schon beim alltäglichen Spielen oder im Gespräch häufig in beruflicher Sicht untergeordnete Rollen übernehmen bzw. angeboten bekommen. Das muss so nicht sein.

Es kommt vielleicht von den Großeltern, von den Eltern oder aus der Kita, sicher auch aus (älteren) Büchern, Serien oder Filmen. Das kann zum Beispiel sein, dass ganz häufig nur von einem (männlichen) Arzt oder der (weiblichen) Assistentin gesprochen wurde oder noch wird.

Nun ist absolut nichts Verwerfliches an Männern, die Arzt werden, oder Frauen, die als Assistentinnen arbeiten. Es gibt aber eben auch tolle Ärztinnen und wunderbare weibliche Vorgesetzte – von denen wir (in Deutschland) ohne Zweifel mehr gebrauchen können.

„Warum Assistentin, wenn du auch Chefin sein kannst?“

Irgendwann habe ich deshalb angefangen, meinen Töchtern in solchen Situationen einen anderen Posten vorzuschlagen. Zum Beispiel habe ich empfohlen, dass sie beim Spielen im Büro jetzt die Chefin und ich ihr Assistent sei. Das funktioniert wirklich gut – Chef darf ich mittlerweile nur noch selten spielen. Richtig so!

Beim Vorlesen oder Erzählen achte ich auch darauf, dass es nicht immer um den König oder den Bauarbeiter oder den Trainer geht. Das kommt auch gut an und erweitert vielleicht schon früher den beruflichen Horizont.

Glücklicherweise gibt es inzwischen viele Bücher, in denen die traditionellen Rollen aufgebrochen werden. Da macht das Lesen dann noch mehr Spaß. Und es gibt mehr und mehr Kitas und Kindergärten, die darauf achten, dass weibliche Vorbilder aus Wissenschaft und Technik, zum Beispiel bei Veranstaltungen über spätere Berufe, in den Fokus rücken.

Kein Gender-Stress für die Frauen von morgen und übermorgen

Es lässt sich mit kleinen Veränderungen etwas mehr dafür tun, dass sich die Chefinnen von morgen schon heute wohler in ihrer Haut fühlen. Spielen, Lesen und Co. sind ein wichtiger Baustein, um sich schon inhaltlich mit bestimmten Aktivitäten auseinanderzusetzen. Wer nie im Kopf durchgespielt hat, eine bestimmte Position zu übernehmen, wird sie vermutlich nicht so leicht erreichen?

Bei alledem sind aus meiner Sicht aber auch ein paar Punkte zu beachten.

Erstens sollten wir weiterhin niemandem gewisse Rollen aufdrängen. Es geht nur darum, verschiedene Optionen aufzuzeigen – und dabei nicht mehr, ganz so oft, in bestimmte Rollenmuster zu rutschen. Der Mechaniker in der Geschichte kann ganz einfach mal eine Mechanikerin sein. Und beim Girls’ Day werden häufiger Polizistinnen eingeladen.

Zweitens sollte das Ganze nicht in Stress für die Frauen – und Entscheiderinnen – von morgen und übermorgen ausarten. Natürlich würde ich mich freuen, wenn meine Töchter später tolle Jobs haben, gerne mit spannenden Aufgaben und interessanten Entwicklungsmöglichkeiten (und bitte nicht schlecht oder gar unfair bezahlt!). Aber über ihren (Traum-)Beruf sollen sie später selbst entscheiden können.

Keine Ärzte sind auch keine Lösung

Mädchen und junge Frauen zu verbissen auf Karriere zu trimmen, macht für mich aber ebenso wenig Sinn, wie ab heute allen Jungs auszureden, später einmal erfolgreicher Banker, Arzt oder Pilot zu werden. Wichtiger erscheint es mir, selbst offen für alle Möglichkeiten zu sein und diese Offenheit auch in der Erziehung zu integrieren. Was übrigens – zumindest mir – nicht immer gelingt.

Selbstbewusstsein bei Mädchen – eure Meinung?

Wie seht ihr dieses Thema? Findet ihr, dass wir noch zu stark in Männlein und Weiblein unterteilen und damit jungen Mädchen schon früh berufliche Klischees übergeben? Oder seht ihr die Unterteilungen in die Geschlechter eher entspannt?

Was denkt ihr – wird die Berufswelt für unsere Kids in ein paar Jahren oder Jahrzehnten deutlicher gleichberechtigter als heute sein? Wie können wir am besten Selbstbewusstsein bei Mädchen stärken? 

Lektüretipps:

Geschlechterrollen von Jungen und Mädchen – Erziehung

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Artikelbild: Brianna Santellan / Unsplash

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Die Autoren

Jonny

Jonny ist in einer Familie mit fünf Kindern großgeworden und heute selbst dreifacher Vater. Er bloggt auf moderne-familie.de am liebsten über das Vatersein, Familienreisen, leckeres und gesundes Essen – und über das Image von Familie in Medien und Gesellschaft.

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