Als dreifacher Vater durfte ich auch schon dreimal eine Geburt im Kreißsaal miterleben. Für meine Frau und mich war es von Anfang an klar, dass wir alles gemeinsam erleben möchten. Bis heute sind die Stunden im Krankenhaus mit meinen Mädels eine wunderbare Erinnerung. Die Erfahrung als Papa im Kreißsaal beschreibe ich manchmal, halb scherzhaft, als das schönste Nichtstun der Welt. Warum? Das erfahrt ihr zusammen mit einigen Tipps für Väter im Kreißsaal in diesem Artikel.
Unsere älteste Tochter geht mittlerweile in die Grundschule. An ihre Geburt erinnere ich mich aber noch, als wäre es vorgestern gewesen. Wie es nicht selten der Fall ist, war die erste Entbindung bei uns die komplizierteste. Am Ende hat alles gut geklappt, aber unsere Erstgeborene war sehr groß und schwer, was meiner Frau Imke natürlich einiges abverlangt hat.
Inzwischen haben wir drei gesunde Töchter, die alle auf natürlichem Wege geboren wurden. Routine wird es nie, aber ich möchte hier einmal zurückschauen und einige Erfahrungen teilen. Direkt vorweg – ich würde jedem Papa oder bei zwei Mamas auch der begleitenden Mama, empfehlen, diesen wunderbaren Moment möglichst nicht zu verpassen.
Das erste Mal als Vater bei der Geburt – dabei sein ist alles
Bei der Geburt unserer ersten Tochter war alles noch ganz neu für uns. Rückblickend war es auch bei aller Aufregung zugleich besonders entspannt, weil wir noch keine Kinder zuhause hatten. Denn für die ist die Geburt des Geschwisterchens natürlich ebenfalls eine große Sache. Und die Eltern müssen planen, wer sich, wie um das oder die älteren Geschwister kümmert, wenn die Geburt näher rückt etc.
Für uns waren die Tage und Stunden vor unserer ersten Geburt auch als Paar wunderschön. Wir haben noch viel geplaudert, sind spazieren gegangen und dann wurde es langsam ernst. Als die Wehen losgingen, habe ich Imke die Füße massiert und einfach geschaut, dass sie alles hat, was sie braucht.
Hier und da konnte ich für sie bei den Schwestern etwas nachfragen oder habe noch kurz per Handy mit der Familie kommuniziert. Natürlich habe ich mir eingeredet, Wehenschreiber und Co. fachkundig zu analysieren, was aber nur so halb gestimmt hat. Ich bin ja kein Arzt. Zumindest habe ich aber aufgepasst, so gut es ging.
Hand halten, Wasser reichen – das reicht
Bei der Geburt selbst habe ich vor allem die Hand meiner Frau gehalten. Das hat gereicht. Und es war aufregend genug. Darüber hinaus habe ich ihr regelmäßig etwas zu trinken gereicht. Als es richtig losging, habe ich ihr gut zugeredet und das eine oder andere Fluchen verständnisvoll abgenickt. Da es, wie erwähnt, nach der Geburt zu kleineren Komplikationen kam, habe ich versucht, den Überblick zu behalten und Imke etwas zu beruhigen. Wirklich (aktiv) helfen konnte ich sonst leider nicht.
Bis zu dem Moment, als ich unsere Tochter auf den Arm nehmen sollte, damit sich Ärztin und Krankenschwestern noch um Imke kümmern konnten. Die Behandlung hat einige Minuten gedauert und hier war es für meine Frau gut zu wissen, dass ich mit der Kleinen in der sicheren Nähe bin. Ich war natürlich hin und weg von unserer kleinen Schönheit, die schon seeeehr laut schreien konnte, was ich aber wie Musik wahrgenommen habe. Kurz danach kam unser Baby wieder direkt zu Mama nah an den Körper, wo ein Neugeborenes dann unbedingt hingehört.
Als Vater bei der Geburt mit großen Geschwistern
Bei der zweiten und dritten Geburt hat sich der Ablauf eigentlich kaum verändert. Wieder habe ich schon vorab möglichst viel Zeit bei Mama verbracht und konnte auch immer bei der Geburt selbst dabei sein. Bei der dritten Geburt in 2021 erschwerte die Covid-Pandemie das Besuchen und (zwischenzeitliche) Verlassen der Station mit dem Kreißsaal. Und die großen Schwestern in spe warteten bereits sehnsüchtig zuhause.
Entsprechend ist meine Frau bei der Geburt unserer dritten Tochter recht spät ins Krankenhaus gegangen und ich bin erst relativ kurz vor der Entbindung dazugekommen. Gott sei Dank war das unter den Covid-Umständen überhaupt möglich! Imke und oder/das Schicksal hat das so perfekt getimt, dass ich pünktlich zur Geburt gegen Mitternacht dazukommen konnte und nichts verpasst habe.
Die großen Schwestern verschliefen die Geburt der kleinen…
Nachdem unsere dritte Tochter auf die Welt gekommen war, bin ich noch einige Stunden bei Mutter und Baby geblieben. Als aber klar war, dass alles in Ordnung ist und ich nicht mehr helfen konnte, bin ich am früheren Morgen doch wieder zu unseren „Großen“ nach Hause gefahren. Auf sie hatte in der Zeit, in der ich im Krankenhaus war, die liebe Oma aufgepasst.
Schlafenderweise hatten die beiden jetzt großen Schwestern weder mitbekommen, dass ich spät abends ins Krankenhaus gefahren war, noch bemerkt, wie ich morgens wieder zuhause angekommen war. Ich konnte ihnen beim Frühstück die ersten Babyfotos und -videos ihrer kleinen Schwester zeigen. Und ich war schnell wieder für sie da, was uns als Eltern immer wichtig war. Denn beide waren verständlicherweise sehr aufgeregt und besorgt, ob alles gut gehen würde.
Nabelschnur durchtrennen und Co. – doch etwas mehr als Nichtstun
Im persönlichen Rückblick bestand meine wesentliche Beschäftigung bei der Geburt unserer Töchter darin, meine Frau zu bewundern. Sie hat das alles so fabelhaft gemacht! Bei den Geburten dabei zu sein, war ein unglaubliches Erlebnis voller Freude und Stolz, für das ich meiner Frau, Mutter Natur und unseren tollen Töchtern unendlich dankbar bin.
Nichtstun stimmt aber natürlich nicht so ganz. Es ist aus meiner Sicht aber grundsätzlich wichtig, dass man sich als Vater auf dem Weg zur Entbindung zurücknimmt und vor allem bestmöglich für die werdende Mama da ist. Das beinhaltete bei uns, wie erwähnt, dass reine Dabeisein wie auch das geduldige Zuhören und gute Zusprechen. Darüber hinaus haben Imke und ich hier einige Tipps für Väter oder Partner:innen zur Vorbereitung und für die Entbindung selbst zusammengestellt.
Tipps für Väter im Kreißsaal
Väter im Kreißsaal – auf was sollten sie achten, was können sie schon vorher vorbereiten? Was ist direkt nach der Geburt zu organisieren?
Vorab Füße und Hände oder Rücken und Nacken massieren
Nicht bei euch, Männer, bei euren Frauen! Das Massieren lenkt von den Schmerzen durch Wehen etc. ab und tut der werdenden Mama einfach gut.
Bei der Kommunikation mit Krankenschwestern und Ärzt:innen helfen
Zumindest bei uns konnten wir einige Kleinigkeiten schnell und unkompliziert klären, indem ich kurz zu den Schwestern gelaufen bin und sie nicht jedes Mal zu uns kommen mussten.
Stärkungen (Snacks etc. parat haben) und vor allem vieeeeel Wasser reichen
Wasser ist im Kreißsaal meist reichlich vorhanden, man muss also nur nachschenken und anreichen. Snacks hatten wir aber schon zuhause in die Krankenhaustasche gelegt und ich konnte der frischgebackenen Mama jederzeit etwas anbieten.
Bei der Entbindung Hand festhalten bzw. (sehr fest) drücken lassen
Das ist vielleicht die wichtigste Aufgabe, nah bei der werdenden Mama zu sein, ihre Hand zu halten und eventuell etwas Druck abzuleiten. Je nach Körperlage und Anweisungen des medizinischen Teams sollten Väter ihre Frauen bei der Geburt etwas halten oder stützen.
Gegebenenfalls Lachgas reichen und etwas dosieren
Bei der dritten Geburt hat Imke Lachgas genommen, wobei ich ihr etwas helfen konnte; als sie dann damit pausieren sollte, war ich kurzzeitig der Buhmann, der ihr den guten Stoff für einen Moment vorenthalten musste.
Schneiden, Waschen, Legen – im Team Hebamme
Für mich war es wichtig und schön, die Nabelschnur durchzutrennen. Manche Papas möchten das vielleicht nicht, was ebenfalls völlig in Ordnung sein sollte. Oft wird man als Vater auch (mit-)gefragt, was mit der Plazenta geschehen soll.
Wir hatten bei der zweiten und dritten Geburt dieselbe wunderbare Hebamme, die mich als Vater sofort toll eingebunden hat. Nach der Nabelschnur durfte ich darüber hinaus beim Baden und Wiegen helfen – und unser Baby dann schnell wieder zur Mama legen.
Fotos und Videos je nach Bedarf
Last but not least habe ich außerdem immer einige Fotos gemacht, als unsere Babys auf der Welt waren. Bei den Geburten selbst haben wir nicht geknipst oder gefilmt, weil da noch zu viel los war und wir das als nicht so passend empfunden hätten.
Nachdem unser Baby dann erstversorgt bei der Mama lag, habe ich aber immer erste Erinnerungsfotos für uns und für die Großfamilie gemacht. Die Bilder schauen wir uns bis heute gerne an und auch unsere Mädels finden sie nach wie vor total spannend.
Geburtsurkunde organisieren
Ein wichtiger Job, meist für die Väter bzw. Partner:in, ist die Beantragung der Geburtsurkunde, die in der Regel im Krankhaus selbst stattfindet. Folgende Unterlagen werden dafür benötigt.
Das Meldeformular und die Geburtsanzeige gibt es in der Regel direkt vor Ort. Mitzubringen sind Geburtsurkunden der Eltern, ggf. Heiratsurkunde, ggf. Vaterschaftsanerkennung sowie Pässe bzw. Ausweise.
Fazit – Väter im Kreißsaal sammeln Erinnerungen fürs Leben
Fotos und Videos aus dem Kreißsaal sind schön. Sie können die wunderbaren Momente und Erinnerungen, die Mutter und Kind sowie begleitende Partnern sammeln, aber sicher nicht ersetzen. Väter im Kreißsaal haben vielleicht nicht so viel zu tun. Aber das muss auch gelernt werden.
Als Vater von drei Töchtern bin ich unendlich dankbar, dass ich alle Geburten miterleben durfte und meiner Frau im Rahmen meiner Möglichkeiten treu zur Seite stehen konnte. Mein Fazit: Geburten als Vater oder Partner:in nie verpassen!
Jetzt bin ich, sind wir sehr gespannt auf eure Erfahrungen! Wie habt ihr als Mütter oder Väter die Zeit im Kreißsaal erlebt? Welche wichtigen Hinweise habe ich als Vater hier vergessen? Habt ihr weitere Tipps für die optimale Vorbereitung und Begleitung?
Artikelbild: Unsplash / Luma Pimentel
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