Studium mit Kind Erfahrungen von Sarah

Studium mit Kind – Erfahrungen und Tipps aus dem Medizinstudium

Gibt es einen richtigen Zeitpunkt, um Mutter oder Vater zu werden? Wann „passt“ ein Kind am besten ins Leben der Eltern? Ist Studieren mit Kind eine gute Idee? In dieser Artikelreihe geht es genau um diese Fragen. Im Folgenden berichtet die Medizinstudentin Sarah über ihren bisherigen Weg als Mutter im Studium. Studium mit Kind – Erfahrungen und Tipps aus dem Medizinstudium.

In Deutschland bekommen heutzutage teilweise sehr junge Frauen Kinder und durch den medizinischen Fortschritt sind auch Schwangerschaften im höheren Alter keine Seltenheit mehr. Gleichzeitig müssen sich werdende Eltern häufig anhören, dass die aktuelle Lebenssituation vielleicht nicht ideal für den Nachwuchs sein könnte. Das gilt auch besonders für Eltern, die sich in der Phase des Studiums befinden. In dieser Beitragsreihe stellen wir verschiedene Erfahrungswerte und Empfehlungen für das Studieren mit Kind vor.

Für den vorliegenden Beitrag könnten wir die Studentin Sarah interviewen. Wir sind über Instagram auf sie aufmerksam geworden, wo sie aus ihrem Familienleben mit ihrem Mann Fabi und ihrem kleinen Sohn berichtet. Die schönen Bilder aus dem echten Leben und die klugen Gedanken in den Beschreibungen haben uns sofort begeistert – seitdem folgen wir Sarah sehr gerne. Als wir sie um ein Interview gebeten haben, hat sie schnell zugesagt, was uns sehr gefreut hat. Wir wünschen euch eine spannende Lektüre!

Studium der Humanmedizin mit Kind

Seit wann studierst du und wann bist du Mama geworden?

Ich studiere Humanmedizin seit Winter 2017 und bin im Sommer 2021 zum ersten Mal Mutter geworden.

Habt ihr euch ganz bewusst für ein Kind im Studium entschieden?

Für uns beiden stand schon viele Jahre im Voraus fest, noch als Studierende Eltern zu werden. Wir hatten uns, bevor ich überhaupt mit dem Studium angefangen habe, informiert und unsere Uniwahl auch danach ausgerichtet.

Wie lange konntest du als Medizinstudentin schwanger das Studium fortsetzen?

Ich konnte bis auf potenziell gefährliche Stationen im Rahmen des Untersuchungskurses alles besuchen bzw. mitmachen. Die Dermatologie-Station fiel zum Beispiel für mich aus, und ich ging stattdessen auf eine andere Station. Ich bekam aber auch das Angebot, mir die Dermatologie-Station nach der Geburt anzuschauen, wenn es mich interessiert.

Oder es gab die Empfehlung, im Semester, in dem ich schwanger war, Notfallmedizin (körperlich ja wichtig, auch Handgriffe zu lernen, die nicht gerade schwangerschaftsfreundlich sind) auf das nächste Semester zu schieben und dafür etwas anderes zu machen. Allgemein ist durch die Pandemie auch vieles leichter gewesen, da einiges online möglich gemacht wurde.

Erste Zeit und Pause nach der Geburt im Studium

Wie habt ihr die erste Zeit nach der Entbindung empfunden?

Die ersten Tage waren wunderschön. Ich konnte mich von der anstrengenden und komplizierten Geburt relativ gut erholen. Leider kam mein Sohn aus gesundheitlichen Gründen wenige Tage nach der Geburt in die Uniklinik und da war erst mal alles, ich nenn’s mal „anders“. Wir sind froh, dass es vorbei ist und es unserem Sohn gut geht.

Wie lange hast du das Studium pausiert und wann wieder losgelegt?

Ich habe tatsächlich nicht mal eine Woche nach dem Kaiserschnitt weiter gemacht. Ich hatte noch den Pädiatrie-Teil des Untersuchungskurses übrig und da mein Sohn passenderweise in der Uniklink war, wurde er als „Übungspatient“ für meine Kommilitonen und mich „genutzt“. 🙂

Kurz nach seiner Geburt kam die Klausurenphase, wo ich auch einige Klausuren aufschob, und dann kamen gleich die Semesterferien, in denen ich keine Famulaturen gemacht habe, und das Wochenbett einfach bewusst genossen habe.

Unterschiede zwischen Studium ohne und mit Kind

Was unterscheidet aus deiner Sicht besonders Studium ohne und mit Kind?

Vieles ist mit Kind umständlicher und einfach nicht planbar. Aber mit Flexibilität und guter Organisation ist es, in meinem Fall, super machbar. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Uni oder mein Muttersein darunter leiden.

Hast du das Gefühl, dass das Umfeld der Uni heute familienfreundlicher ist?

Wie es früher war, weiß ich nicht, aber was meine Uni betrifft bin ich bezüglich der Familienfreundlichkeit sogar im Positiven noch mehr überrascht worden. Unsere Erwartungen wurden dahin gehend übertroffen. Man merkt aber, dass einige Prozesse, insbesondere Papierkram, noch in den Kinderschuhen stecken. Vielleicht war dies aber auch durch die Pandemie bedingt.

Nutzt du besondere Angebote oder Unterstützung als studierende Mama?

Es gibt an meiner Uni einen speziellen Raum mit Arbeitstisch und Kinderspielsachen und extra Wickelbereich. Das haben wir tatsächlich eine Zeit lang sehr gerne genutzt. Ansonsten gibt es eigentlich nichts an Angeboten, die ich nutze. Das ist aber auch wieder teilweise bedingt durch die Pandemie.

Ist Studieren mit Kind grundsätzlich zu empfehlen?

Würdest du grundsätzlich empfehlen, im Studium ein Kind zu bekommen?

Empfehlen ja, wenn alle wichtigen Faktoren drumherum auch passen, auf jeden Fall. Ich bin immer wieder froh über diese Entscheidung! Ich zumindest kann mir meine Zeit selbst einteilen und in eigener Vorstellung weiterstudieren, wie es passt. Mir war es wichtig, jung Mutter zu werden, und das Medizinstudium inklusive Facharzt dauert nun mal, je nach Fachrichtung, wirklich lange.

Aber man sollte nicht alles über einen Kamm scheren, deshalb würde ich es jetzt nicht grundsätzlich allen empfehlen. Jede:r ist anders in Bezug auf Lernen, Organisation etc. Jede:r hat eine andere Ausgangslage und dies gilt es auch zu berücksichtigen. Aber wenn Kommilitonen mich fragen, ist die Empfehlung zum Kind im Studium meine ehrliche Meinung.

Tipps für das (Medizin-)Studium mit Kind

Hast du persönliche Tipps, um Familie und Studium gut zusammen zu meistern?

Informiert euch vorher über alle Möglichkeiten, die es gibt (finanziell und von der Uni). Das macht man am besten vor der Schwangerschaft, damit man sich am Ende sich nicht ärgert, weil einem später auffällt, dass man ja für eine Unterstützung gehabt hätte. Es ist einfach schön, alle Möglichkeiten vorher als Optionen zu wissen, selbst wenn man diese am Ende nicht wahrnimmt. Und genießt es. 🙂

Vielen Dank für die spannenden Einblicke, liebe Sarah!

 

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Die Autoren

Imke und Jonny

Imke und Jonny sind Eltern von drei Kindern und bloggen auf moderne-familie.de über ihren Lebens- und Familienalltag – vom Windelwechseln über Familienreisen bis hin Erziehungsfragen. Außerdem befassen sich sie sich in Interviews und Fachbeiträgen mit Familienkonzepten im Wandel.

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