Drittes Kind ja oder nein? Erfahrungen und Test als Entscheidungshilfe
Alle guten Dinge sind drei, sagt man. Aber gilt das auch für ein drittes Kind? Diese Frage stellen sich viele Eltern, und die Antwort ist alles andere als einfach. Ein weiteres Familienmitglied ist zweifellos eine Bereicherung, aber es gibt auch einige Überlegungen anzustellen. Drittes Kind ja oder nein? Erfahrungen und Test als Entscheidungshilfe.
Ein drittes Kind bringt nicht nur Freude und zusätzliches Leben in die Familie, sondern stellt auch neue Anforderungen. Es ist essenziell, sich die Tragweite dieser Entscheidung vor Augen zu führen und zu verstehen, wie sie jeden in der Familie berührt. Während einige Eltern sich nach einem weiteren Familienmitglied sehnen, sind andere von der zusätzlichen Verantwortung eher zurückhaltend.
Inhaltsverzeichnis
Überlegungen rund um das dritte Kind
Ein drittes Kind ist ein Geschenk, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Es ist entscheidend, diese gegeneinander abzuwägen und zu überlegen, was in der eigenen speziellen Familiensituation am meisten ins Gewicht fällt. Ein drittes Kind kann die Familie stärken und den familiären Horizont erweitern, allerdings müssen auch gesundheitlich, finanzielle und zeitliche Belastungen bedacht werden.
Eine Pro-und-Contra-Liste klingt bei so einer emotionalen Entscheidung sicher etwas hart. Sie kann aber dabei helfen, eine gute Entscheidung zu treffen, die sich langfristig für die gesamte Familie als richtig erweist.
Drittes Kind ja oder nein? Pro-und-Contra-Liste
Argumente für ein drittes Kind
Die folgenden Argumente, die für eine größere Familie sprechen, haben wir im Netz gesammelt und für euch zusammengestellt.
Liebe und Bindung erweitern
Geschwisterbeziehungen stärken
Unterstützung im Alter
Lebensfreude erhöhen
Lerngelegenheiten für Verantwortung
Soziale Fähigkeiten fördern
Familientradition weitergeben
Mehr Hilfe im Familienverbund
Größere Familie als Geschenke
Weniger Zwei-Geschwister-Rivalität
Argumente gegen ein drittes Kind
Die folgenden Argumente, die eher gegen eine größere Familie sprechen, haben wir ebenfalls online gefunden und hier aufgelistet.
Die Familienstruktur spielt eine zentrale Rolle in der Entscheidung für oder gegen ein drittes Kind. Es gilt zu prüfen, wie sich die Beziehung der Eltern entwickelt oder verändert hat.
Auch sollte das Verhältnis der Geschwister in die Überlegungen einbezogen werden. Hat z.B. ein Kind einen besonderen Förderbedarf oder gibt es spezielle Aspekte, die im Verhältnis der ersten Geschwister berücksichtigt werden müssen.
Auch Großfamilie in Überlegungen einbeziehen
Generell ist zu klären, wie die Lebensumstände der gesamten Familie aussehen und welche (weiteren) emotionalen Ressourcen, die Eltern für das dritte Kind aufbringen können und möchten, das immer noch einmal alles verändern kann.
Falls die Eltern bereits etwas älter sind, kann es auch beispielsweise sein, dass demnächst die Betreuung der eigenen Eltern mehr Zeit und Energie benötigen wird. Das kann dann auch die Betreuung innerhalb der Kernfamilie beeinflussen.
Drittes Kind ja oder nein? Gesundheitliche Faktoren
Häufig sind bei der Frage nach einem dritten Kind gesundheitliche Aspekte zu bedenken. Die meisten Eltern sind zum Zeitpunkt der Überlegungen schon etwas älter und hiermit gehen gewisse Risiken einher.
Ist die Schwangere über 35 Jahre alt, gilt die Schwangerschaft automatisch als Risikoschwangerschaft. Bei „Mehrgebärenden“, als Mamas, die ihr zweites, drittes usw. Kind bekommen, liegt die Grenze bei 40 Jahren.
Natürlich ist auch das Alter des Vaters nicht unerheblich. Ist der Vater z.B. schon deutlich über 50 Jahre alt, kann es sein, dass er bei der späteren Betreuung des Heranwachsenden gesundheitlich eingeschränkt ist.
Familien mit mehreren Kindern und soziale Einflüsse
Ein drittes Kind beeinflusst auch das soziale Netzwerk der Familie. Wie werden sich Beziehungen zu Freunden und Verwandten verändern? Ein erweitertes Netzwerk kann unterstützend wirken, doch es könnten auch neue Herausforderungen aufkommen.
In Deutschland zählt man mit drei Kindern bereits als Mehrkinderfamilie oder auch schon als Großfamilie. Und man merkt schnell, dass die Rahmenbedingungen nicht unbedingt ideal für größere Familien sind. Es lässt sich nicht bestreiten, dass Familien mit (sehr) vielen Kindern diskriminiert werden.
Aber schon im praktischen Alltag stoßen Eltern mit drei oder mehr Kindern ans Grenzen, wenn z.B. das Buchungsfenster im Internet nur maximal zwei Kinder vorsieht oder Einrichtungen und Ausstattungen für größere Familien suboptimal sind.
Drittes Kind ja oder nein? Finanzielle Überlegungen
Die finanziellen Auswirkungen eines dritten Kindes sind nicht zu unterschätzen. Eine realistische Einschätzung der familiären Finanzen und der Bedürfnisse aller Familienmitglieder ist unerlässlich. Neben den direkten Kosten sollten auch langfristige Ausgaben in Betracht gezogen werden.
Mehr ist mehr: Mehr Kinder bedeuten unweigerlich mehr von allem – mehr Essen, mehr Kleidung usw. Das alles summiert sich zu höheren Lebenshaltungskosten.
Platz zum Wachsen: Mehr Kinder könnten bedeuten, dass ihr über ein größeres Heim nachdenken müsst, was wiederum mehr Kosten bedeutet, sei es durch Miete oder eine größere Hypothek.
Wer passt auf? Die Betreuungskosten könnten sich vervielfachen, besonders wenn beide Elternteile berufstätig sind. Gute Betreuung hat ihren Preis, und bei drei Kids kann dieser beträchtlich sein.
Bildung x 3: Von der Grundschule bis zur Uni – Bildung ist eine Investition in die Zukunft eurer Kinder, aber definitiv eine, die das Familienbudget beeinflusst.
Gesund und munter: Mehr Kinder bedeuten auch mehr Arztbesuche und höhere Beiträge für Kranken- und Lebensversicherungen. Es lohnt sich, hierfür einen Plan zu haben.
Größeres Auto? Mit einem dritten Kind könnte auch ein größeres Familienauto auf der Einkaufsliste stehen. Platz für alle ist ein Muss, vor allem für die Familienausflüge.
Urlaub und Freizeit: Ob Urlaub oder Wochenendausflug, mit einer größeren Familie steigen auch hier die Kosten. Kreativität bei der Planung kann einiges, aber nicht alles einsparen.
Einkommen vs. Kinderbetreuung: Manchmal bedeutet ein weiteres Kind, dass ein Elternteil weniger arbeitet oder eine Zeitlang ganz zu Hause bleibt. Das hat natürlich Einfluss auf das Haushaltseinkommen.
Sparen für später: Ein Notgroschen für unvorhergesehene Ereignisse, Altersvorsorge etc. ist immer eine gute Idee, besonders mit einer größeren Familie.
Außerschulische Aktivitäten: Ob Fußball, Ballett oder Klavierunterricht, die Interessen eurer Kinder zu fördern, kann schnell ins Geld gehen.
Drittes Kind ja oder nein? Test als Entscheidungshilfe
Der folgende Test soll euch dabei helfen, einige der wesentlichen Fragen rund um die Entscheidung für ein weiteres Familienmitglied zu durchdenken. Bitte bedenkt, dass es nur ein grober Ansatz ist, um ein erstes Gefühl zu bekommen oder das Ganze gemeinsam besser durchsprechen zu können.
Finanzielle Lage
Habt ihr eure aktuellen monatlichen Ausgaben im Griff und ein gutes Polster für die zusätzlichen Kosten, die ein drittes Kind mit sich bringen würde (denkt an Kleidung, Nahrung, Betreuung, Bildung usw.)?
Ja, wir haben ein stabiles Einkommen und Sparmaßnahmen.
Unsicher, es könnte knapp werden.
Nein, momentan sind wir finanziell ziemlich ausgereizt.
Wohnsituation
Bietet euer aktuelles Zuhause genug Platz für ein weiteres Kind, oder wäre ein Umzug notwendig? Seid ihr bereit für diese Veränderung?
Ja, wir haben genügend Platz oder sind bereit umzuziehen.
Vielleicht, aber es wird einige Anpassungen erfordern.
Nein, unser aktuelles Zuhause bietet kaum Platz für Erweiterung.
Unterstützendes Umfeld
Habt ihr ein starkes Netzwerk aus Familie und Freunden, die euch unterstützen können, besonders in den ersten Jahren?
Ja, wir haben eine tolle Unterstützung.
Ein wenig, aber wir sind uns nicht sicher, wie verlässlich diese Hilfe ist.
Nein, wir sind größtenteils auf uns allein gestellt.
Beruf und Kinderbetreuung:
Wie sieht es mit eurer Arbeitssituation aus? Könnt ihr euch flexible Arbeitszeiten oder Elternzeit leisten, um euch um ein weiteres Kind zu kümmern?
Ja, unsere Arbeitsbedingungen sind flexibel.
Vielleicht, es müssten aber einige Änderungen vorgenommen werden.
Nein, unsere Jobs lassen wenig Spielraum für Flexibilität.
Geschwisterdynamik
Wie stehen die aktuellen Geschwister zur Idee eines weiteren Familienmitglieds? Sind sie aufgeregt, oder gibt es Bedenken?
Sie sind begeistert und freuen sich auf ein weiteres Geschwisterchen.
Gemischte Gefühle, aber wir denken, sie würden sich anpassen.
Sie haben Bedenken oder sind bisher eher dagegen.
Langfristige Planung
Habt ihr über die langfristigen Verpflichtungen nachgedacht, die ein weiteres Kind mit sich bringt, wie z.B. Ausbildungskosten und Lebenshaltungskosten bis ins Erwachsenenalter?
Ja, wir haben langfristig geplant und sind vorbereitet.
Ein bisschen, aber es gibt noch Unsicherheiten.
Nein, darüber haben wir noch nicht gründlich nachgedacht.
Persönliche und Paar-Zeit
Seid ihr euch bewusst, dass mit einem weiteren Kind möglicherweise weniger Zeit für euch selbst und als Paar bleibt? Wie steht ihr dazu?
Ja, das ist uns bewusst, und wir sind bereit, diese Herausforderung anzunehmen.
Unsicher, das könnte für uns schwierig werden.
Das bereitet uns Sorgen; unsere Zeit zusammen ist uns sehr wichtig.
Wenn ihr hauptsächlich mit „Ja“ geantwortet habt, scheint es, als wäret ihr gut auf die Ankunft eines dritten Kindes vorbereitet. Bei „Unsicher“ oder „Nein“ könnte es hilfreich sein, bestimmte Bereiche genauer zu betrachten und Pläne zu machen, bevor ihr eine endgültige Entscheidung trefft.
Denkt aber wirklich daran, dass jede Familie einzigartig ist und es keine universelle „richtige“ Antwort gibt. Manchmal ist ein drittes Kind auch nicht geplant gewesen und trotzdem wird es wunderschön mit der familiären Verstärkung, wenn alle gemeinsam mit viel Liebe an einem Strang ziehen.
Es gibt zahlreiche Studien darüber, wie ein drittes Kind Familien beeinflussen kann. Definitiv kommt auf Eltern größerer Familien mehr Arbeit und Stress zu. Und häufig bleibt die familiäre Mehrarbeit nach wie vor an den Müttern hängen.
Während Stressfaktoren gut messbar sind, lässt sich Familienglück weniger leicht erfassen. Natürlich gibt es aber viele Familien mit zahlreichen Kindern, die vom Glück der Großfamilie schwärmen.
Ratschläge können auch Schläge sein…
Insgesamt kann es sinnvoll sein, sich im eigenen Umfeld umzuhören oder auch online Erfahrungsberichte zu lesen, so diese denn realistisch sind. Interviews, Erfahrungen oder Fallstudien mit oder von anderen Familien mit drei Kindern können helfen, realistische Szenarien und mögliche Herausforderungen besser einzuschätzen.
Durch den Austausch von Geschichten und Tipps kann man neue Perspektiven gewinnen und sich besser auf das vorbereiten, was kommen mag. Aber auch hier gilt wieder, dass jede Familiensituation einzigartig ist. Was Familie A glücklich oder unglücklich macht, kann Familie B ganz anders erleben.
Drittes Kind ja oder nein? Unsere ehrlichen Erfahrungen
Unsere dritte und jüngste Tochter ist mittlerweile gut drei Jahre alt und wir sind zumindest, was Windeln und Co. angeht, aus dem Gröbsten raus. Wie haben wir die Zeit bis jetzt empfunden? Können wir drei Kinder „empfehlen“?
Wir haben uns echt viele Gedanken gemacht, ob wir ein drittes Kind haben möchten bzw. auch gut schaffen können. Die Entscheidung für drei Kinder kam also gut durchdacht und von ganzem Herzen. Das heißt aber nicht, dass deshalb alles so kam, wie wir das erwartet haben.
Weder ein „Läuft einfach mit“ noch eine „neue Dimension“
Von den vielen Weisheiten, die man so über drei oder mehr Kinder hört, hat sich bei uns keine so ganz bewahrheitet. Uns wurde gesagt, dass das dritte Kind dann ja bestimmt kein Problem mehr wäre, da man schon so geübt ist.
Auf jeden Fall ist uns vieles leichter gefallen, aber ein weiteres Kind ist immer wieder etwas Neues und Anderes. Auf jeden Fall ist es wieder ein Neubeginn mit viel Freude, aber auch Arbeit und Sorgen.
Wir haben dementsprechend auch gehört, dass das dritte Kind eine komplett neue Dimension sei. Das stimmt teilweise, weil die Kids erstmals in der Überzahl sind – was heißt, dass man sich als zwei Eltern nicht so ganz um alle gleichzeitig gut kümmern kann. Zwar können die älteren Geschwister schon besser mithelfen, aber natürlich benötigen die trotzdem oder gerade wegen des neuen Geschwisterchens (mehr) Zuwendung.
Familienglück als aktuelle Momentaufnahme
Wir sind sehr glücklich mit unserer Familienkonstellation, aber möchten hier keine persönliche Empfehlung abgeben. Was für uns gut passt oder sich gut anfühlt, ist für andere vielleicht nicht das Richtige. Auch lässt sich nie einschätzen, wie sich alles weiterentwickelt. Das größte Glück der Gesundheit lässt sich z.B. aktiv beeinflussen, aber nie ganz sicher planen.
Drittes Kind ja oder nein? Erfahrungen und Entscheidungshilfe: Fazit
Es gibt keine universelle Antwort auf die Frage, ob ein drittes Kind empfehlenswert ist. Jede Familie ist einzigartig, mit eigenen Bedürfnissen, Werten und Zielen. Nehmt euch die Zeit, in euch zu gehen und eine Entscheidung zu treffen, die zu euch passt.
Die Entscheidung hängt von den individuellen Bedürfnissen und Umständen ab. Durch gründliche Überlegungen, offene Gespräche und externe Erfahrungswerte kann man zu einer Entscheidung kommen, die für die ganze Familie passt. Letztlich sind die persönlichen Überlegungen das A und O.
In jedem Fall ist die Entscheidung für oder gegen ein drittes Kind vielschichtig, da sie zahlreiche Aspekte des Familienlebens betrifft. Macht euch damit keinen unnötigen Stress und lasst euch nicht zu stark von der Gesellschaft beeinflussen. Oft wissen wir als Familie am besten, was uns guttut.
Wie sind eure Erfahrungen als Familie mit zwei oder mehreren Kindern? Was hat euch dabei geholfen, eine fundierte Entscheidung hinsichtlich des (weiteren) Nachwuchses zu treffen? Wir freuen uns über Erfahrungen und Einschätzungen in den Kommentaren.
Artikelbild: Mark Stosberg / Unsplash; Keywords: Drittes Kind ja oder nein
Imke und Jonny sind Eltern von drei Kindern und bloggen auf moderne-familie.de über ihren Lebens- und Familienalltag – von gesundem Essen über Familienreisen bis zu Erziehungsfragen. Außerdem befassen sie sich in Interviews und Fachbeiträgen mit Familienkonzepten im Wandel.
